Pagiškam vepsäks – Urok 5: Pert‘

In der fünften Lektion von „Pagiškam vepsäks“, dem Onlinekurs für Wepsisch, lernst du, über dein Haus (veps. pert‘) oder deine Wohnung (veps. fater) zu sprechen. Du erfährst außerdem, wie du mit den Lokalfällen ausdrückst, wo sich etwas befindet.

Ausdrücke und Wendungen

Aus der ersten Lektion ist dir sicher noch der Ausruck „Nece om…“ bekannt. Egal ob du nun Bilder beschreiben, deine Familie vorstellen oder eben dein Haus oder deine Wohnung präsentieren möchtest, mit „Nece om…“ (das ist) hast du im Wepsischen alle Möglichkeiten. Hier sind nun einige Vokabeln für dich, die dir helfen, deine Wohnung oder dein Haus auf Wepsisch zu beschreiben:

Nece om…Das ist…
ezineFlur, Diele
honuzRaum, Zimmer
keitimpol’Küche
ühthine honuzWohnzimmer
magaduzhonuzSchlafzimmer
pezuhonuzBadezimmer
faterWohnung
pert‘Haus
uks‘ – veraiTür – Eingangstür, Tor
gardaleiBalkon
pordhadVeranda, Außentreppe
lapsen honuzKinderzimmer
katuzDach
ikunFenster
seinWand

Alle genannten Vokabeln können in ihrer Grundform im Ausdruck „Nece om…“ verwendet werden.

Grammatik

Das Konzept der Lokalfälle hast du bereits kennengelernt. Mit den inneren Lokalfällen gibst du einen statischen Zustand oder eine Richtung in etwas hinein bzw. aus etwas heraus an. (Inessiv: Minä elän lidnas. (Ich wohne in der Stadt.) / Elativ: Minä tulen mecaspäi. (Ich komme aus dem Wald.))

Nun können sich Personen und Gegenstände nicht nur innerhalb einer Sache oder eines Ortes befinden, sondern auch darauf. In diesen Fällen werden im Wepsischen die äußeren Lokalfäle angewendet. Der statische Zustand, also auf etwas befindlich, wird vom Adessiv beschrieben. Der Ablativ gibt die Richtung an und antwortet auf die Frage woher, wo hingegen der Allativ das „wohin, worauf“ in den Vordergrund stellt.

Adessiv (mil)-lHurst’ om laval.
Der Teppich ist auf dem Boden.
Ablativ (milpäi)-lpäiMinä otan hurstin lavalpäi.
Ich nehme den Teppich vom Boden.
Allativ (mille)-leMinä panen hurstin lavale.
Ich lege den Teppich auf den Boden.

Das Verb olda (sein, sich befinden) wird klassischerweise den Adessiv nach sich ziehen, da dieser den statischen Zustand angibt.

Verben wie otta (nehmen) erfordern den Ablativ. Die Frage milpäi beantwortet das woher.

Für den Allativ, also den äußeren Wohin-Fall, stehen Verben wie panda (legen).

Lokalfälle und Postpositionen

Bei allen Postpositionen, die eine örtliche Bedeutung haben, gibt es drei Formen, die auf die Fragen wo, woher und wohin antworten. Je nach Postposition kommen entweder die inneren oder äußeren Lokalfälle zur Verwendung, z.B. alle – al – alpäi (unter).

Iknan al oma änikod. Unter dem Fenster sind Blumen.

Wie der Name bereits zeigt, stehen Postpositionen hinter dem Bezugswort. Dieses steht im Genitiv. In dieser Lektion hast du einige Postpositionen kennengelernt:

  • taga (hinter): seinän taga
  • al (unter): katusen al
  • päl (auf, oben): stolan päl
  • kohtas (gegenüber): iknan kohtas
haben-Konstruktion

Im Wepsischen gibt es kein Wort für „haben“, sondern eine habeo-Konstruktion, in der ein Besitz mit dem Adessiv angezeigt wird. Der Besitzer steht dabei im Adessiv, es folgt om und der Besitz im Nominativ. Zum Beispiel: Minai* om sur’ pert’. (Ich habe ein großes Haus.) Übertragen könnte man sagen: das große Haus ist bei mir.

*Minai und sinai sind die Adessiv-Formen der Personalpronomen minä und sinä.

Konjugation von otta, ostta und panda, sada

Du hast bereits Verben mit der Infinitiv-Endung -da kennengelernt und kannst sie im Singular konjugieren. Auch panda (legen) und sada (bekommen) haben als Endung -da. Ostta (kaufen)und otta (nehmen) gehören der Gruppe der Verben mit der Infinitiv-Endung -ta an. Auch hier wird die Infinitiv-Endung -ta mit der jeweiligen Endung ersetzt (-n, -d, -b) nachdem ein -a- eingeschoben wurde.

osttakaufenottanehmenpandalegensadabekommen
ostanostinotanotinpanenpaninsansain
ostadostidotadotidpanedpanidsadsaid
ostabostiotabotipanebpanibsabsai

Du erkennst, dass die Endungen regelmäßig sind. Ist vor der der Infinitiv-Endung -da ein Vokal, wird dieser beibehalten. Ist die Endung -da/-ta direkt am Stamm wird ein Vokal eingeschoben, zum Beispiel => ost-a-n oder pan-e-n. Das Verb kacta (schauen) kennst du aus den Videos, kacu! (schau!). Der Einschubvokal ist hier ein -u- => kac-u-n.

Vokabeln

WepsischDeutsch
pert‘Haus
katuzDach
ikunFenster
seinWand
gardaleiBalkon
veraiAußentür, Tor
(estn. värav “Tor”)
pordhad Pl.Veranda, Außentreppe
alunter
tagahinter
kohtasgegenüber
pälauf, oben
honuzZimmer, Raum
änikBlume
stolTisch
teWeg, Straße
lavaFußboden
hurst‘Matte, Teppich
padaPott, Topf
kuvaBild
samvarSamowar
mägiHügel, Berg
ottanehmen
pandalegen
čaškTasse
luzikLöffel
leibBrot
faterWohnung
ezineFlur
keitimpol‘Küche
ühthine honuzWohnzimmer
magaduzhonuzSchlafzimmer
pezuhonuzBadezimmer
lapsen honuzKinderzimmer
osttakaufen
anttageben
sadabekommen
uks‘Tür
hüvägut, schön
čomaschön, hübsch
ühtinegemeinsam, zusammen

Übungen

  1. Suche alle Wörter aus der Lektion, die in einem äußeren oder inneren Lokalfall stehen und liste sie in einer Tabelle auf. Markiere die Endungen. Welche Frage beantworten die einzelnen Fälle?
  2. Bilde je fünf Sätze mit der habeo-Konstruktion für minai und sinai.
  3. In der Lektion kommen weitere Kasusformen vor, wenn etwas gekauft, hingelegt oder weggenommen wird. Es handelt sich meist um den Akkusativ. Schreibe die Formen mit dem Nominativ zusammen in eine Tabelle. Kannst du ein Muster zur Bildung des Akkusativ erkennen?
  4. Zusatzaufgabe: Die habeo-Konstruktion und die Lokalkasus gibt es in allen ostseefinnischen Sprachen. Nutze die Chance und rekapituliere die Bildung und Verwendung in einer dir bekannten Sprache, wie etwa dem Finnischen, und vergleiche sie mit dem Wepsischen.

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